Servotechnologie verringert die Umrüstzeit von einem Tag auf eine halbe Stunde

Als direkte Auswirkung der Covid-19-Pandemie hat die weltweite Nachfrage nach Handdesinfektionsmitteln gewaltige Ausmaße angenommen. Ein zentrales Element dabei ist die Verpackungsmaschine. Immerhin müssen die Produkte so abgepackt sein, dass sie sich reibungslos in Desinfektionsmittelspender einsetzen lassen. Und genau da kommt Scaldopack ins Spiel, ein Unternehmen, das sich auf Standbeutel spezialisiert hat. Mit der Technologie von Yaskawa hat das Unternehmen eine Maschine entwickelt, die flexibel zwischen verschiedenen Verpackungen wechseln kann und gleichzeitig stabil und zuverlässig bis zu 70 Packungen pro Minute produziert. Hier zeigt sich echtes technisches Know-how.

Was kann man tun, wenn man nicht die richtige Maschine findet, um seine Verpackungen produzieren zu lassen? Für Scaldopack aus dem belgischen Kortrijk war dies die alles entscheidende Frage. Seit 2013 hat sich das Unternehmen als Maschinenbauer etabliert, der auf Standbeutel spezialisiert ist. Harald Saelens, CEO von Scaldopack, erklärt: „Diese Art von Verpackungen hat ein gewaltiges Wachstumspotenzial. Im Vergleich mit unserem nächsten Wettbewerber benötigen die Standbeutel von Scaldopack nur 30 % des Materials. Die nächste Generation wird sogar vollständig recycelbar sein. Das sagt etwas über die Nachhaltigkeit der Verpackung aus, doch es ist auch ein wirtschaftliches Argument, vor allem jetzt, da die Kunststoffpreise seit der Coronapandemie in die Höhe geschossen sind. Gleichzeitig lassen sich Standbeutel hervorragend vermarkten. Da wir mit einer glatten Oberfläche arbeiten, gibt es unzählige Möglichkeiten, wie sich die Kommunikation rund um das Produkt gestalten lässt.“

Flexible Servomotoren der Sigma-7 Serie als entscheidendes Merkmal

Warum sind Standbeutel bisher noch nicht so weit verbreitet? Diese Art von Verpackung ist nicht leicht zu produzieren. Damit lässt sich jedenfalls teilweise das deutliche Wachstum erklären, das Scaldopack erlebt hat. „Das Handling und Abfüllen der Standbeutel ist keineswegs einfach. Wir sind einer der wenigen Hersteller mit den technischen Fähigkeiten, um hierfür gut funktionierende Lösungen anzubieten“, so Harald Saelens. Bescheidenheit ist eine Tugend, doch dank Scaldopack ist Belgien bei der Produktion von Standbeuteln ganz vorne mit dabei. Die Maschinen des in Kortrijk ansässigen Unternehmens zeichnen sich u.a. durch flexible Servomotoren aus, die unterschiedliche Verpackungen verarbeiten können. „Bei uns dauert die Umrüstzeit nur eine halbe Stunde, während sie unter anderen Umständen locker bis zu einem Tag in Anspruch nehmen könnte. Außerdem legen wir Wert auf Zugänglichkeit und Fernzugriff. Dabei geht es vor allem um die Betriebszeit bei unseren Kunden. Wir bauen unsere Maschinen so, dass sie sogar bei möglichen Problemen so schnell wie möglich weiterlaufen können.“

 

Standardmaschinen mit individueller Anpassung

Ein aktuelles Beispiel für ein Projekt, bei dem Scaldopack alle Register gezogen hat, ist die Konstruktion einer Maschine für das Befüllen von Handgelverpackungen. Schließlich gibt es seit Beginn der Coronapandemie überall Desinfektionsmittelspender, in denen diese Standbeutel zum Einsatz kommen. Die Maschine besteht aus zwei Standardprodukten von Scaldopack: erstens einer Beladestation mit einem Drehtisch für die besonders schnelle Bereitstellung der Beutel und zweitens einer linearen Lösung für die Entladestation, an der die Beutel zuverlässig gefüllt und verschlossen werden. Harald Saelens: „Ja, wir nutzen Standardmaschinen, aber wir passen sie vollkommen an die Wünsche der Kunden an. In der Produktion kann diese Maschine zuverlässig 70 Packungen pro Minute füllen. Das Besondere an diesem Produkt ist der Verschluss, denn normalerweise werden Schraubdeckel verwendet. Bei diesem Kunden, einem Handgel-Hersteller, der seine Produkte weltweit vertreibt, setzt die Maschine einen Pumpmechanismus auf den Beutel.“

Alle Motoren an einem Nachmittag eingestellt

Wie bereits erwähnt, ist einer der wichtigsten Bestandteile im Konzept von Scaldopack der Servomotor. Früher hat der Maschinenbauer aus Kortrijk zwei Marken verwendet, doch heute nutzt er ausschließlich die Servomotoren der Sigma-7 Serie von Yaskawa. „Die Produktion musste schneller und stabiler laufen, daher kamen wir fast automatisch zu Yaskawa. Mittlerweile arbeiten wir bereits seit zwei Jahren zusammen, und in dieser Zeit haben sich die Motoren als äußerst zuverlässig erwiesen. In dieser Maschine sind rund vierzig Motoren der Sigma-7-Serie verbaut. Sie funktionieren ganz genau so, wie sie sollen. Durch das Auto-Tuning-Paket müssen wir nur rund 40 % der Motoren selbst einstellen. Diese Zahl ist sogar noch recht hoch, denn es handelt sich hierbei um eine sehr dynamische Maschine. Der Rest erledigt sich vollkommen automatisch, was uns eine Menge Zeit erspart. Um etwas konkreter zu werden: Alle diese Motoren haben wir an nur einem Nachmittag eingestellt. Nicht schlecht, oder?“, setzt Saelens mit einem Zwinkern hinzu. „Auch mit dem Service und Support von Yaskawa sind wir sehr zufrieden. Kompetente Ansprechpartner, die leicht zu erreichen sind, wenn es ein Problem gibt. Das macht wirklich einen Unterschied.“

 

Erste Roboter-Integration für noch mehr Flexibilität

Bei dieser Maschine hat sich Scaldopack auch zum ersten Mal an die Integration eines Roboters der Marke Yaskawa SG650 SCARA gewagt. „Es geht dabei um die Flexibilität“, betont Saelens. „So ist es möglich, unterschiedliche Beutelgrößen zu verwenden, aber auch den Punkt für das Befüllen völlig frei zu wählen. Häufig erfolgt die Befüllung in einem Winkel von 45°, 30°, 10° oder exzentrisch, mit Vollkontur oder ohne. Mit dem Roboter ist es egal, wie es der Endkunde haben möchte. Der Roboter kann mit allem umgehen, wodurch der Hersteller volle Flexibilität erhält.“ Für Scaldopack stand von vornherein fest, dass der Roboter auch von Yaskawa sein würde. „Ich wüsste nicht, warum ich zu einem anderen Hersteller wechseln sollte. Der Roboter entspricht den Spezifikationen in Bezug auf Geschwindigkeit und Genauigkeit, und es hat etliche Vorteile, denselben Hersteller zu wählen. So war beispielsweise die Einarbeitung wesentlich einfacher.“

Direktantriebsmotor mit Echtzeit-Korrektur

Eine zweite besondere Neuerung in der Anlage von Scaldopack ist der Direktantriebsmotor von Yaskawa, der auch zur Sigma-7-Serie gehört. Harald Saelens: „Direktantriebsmotoren sind auf dem Verpackungsmarkt nicht unbedingt üblich, aber sie eignen sich hervorragend für diese Anwendung. Wenn Sie mit einem herkömmlichen Getriebe arbeiten, haben Sie immer Probleme mit Abweichungen. Und je länger die Bewegung des Auslegers ist, umso stärker wird die Abweichung. Direktantriebsmotoren haben dieses Problem nicht. In Verbindung mit künstlicher Intelligenz vermisst der Motor während der Produktion die Verpackung in Echtzeit und kann bei Bedarf die Position korrigieren. Wir können direkt mitten in der Bewegung neue Koordinaten eingeben, ohne dass es zu einem Ruckeln oder anderen ungünstigen Auswirkungen kommt. Das bedeutet, dass unsere Maschine exakter und somit besser arbeiten kann. Wir möchten uns vom Markt abheben, indem wir technischen Mehrwert anbieten, und Yaskawa ist dafür der perfekte Partner.“

 

Die gleiche Philosophie

Die Integration des Direktantriebsmotors verlief völlig problemlos. Klar, dass Harald Saelens auf diesen Erfolg und die Zusammenarbeit mit Yaskawa extrem stolz ist. „Sie denken für uns mit, genauso wie wir für unsere Kunden mitdenken. Da wir die gleiche Philosophie verfolgen, ist es leichter, ein komplexes Projekt wie dieses erfolgreich umzusetzen. Sogar dann, wenn wir es uns nicht leicht machen und neue Elemente mit ins Spiel bringen. Doch wenn es die richtige Anwendung ist, dann lohnt es sich, für den Kunden besondere Anstrengungen in Kauf zu nehmen.“